Wir haben die Erde schon einmal fast zerstört. So haben wir die Kurve gekriegt

Dies ist ein Artikel des werbefreien Magazins Perspective Daily. Lies hier noch mehr Nachrichten, die sich auf Lösungen fokussieren.

Dies ist eine Geschichte über eine bisher einzigartige Leistung der Menschheit. Eine Geschichte darüber, wie sich alle Länder des Erdballs zusammenrauften, um eine Katastrophe von globalem Ausmaß zu verhindern. Sie handelt von Vernunft, Kooperation – und Hoffnung.

Und das Beste daran: Diese Geschichte ist wahr.

Gerade einmal 35 Jahre ist es her, dass sich die Weltgemeinschaft mit einer existenziellen Bedrohung konfrontiert sah, die Milliarden von Menschen das Leben hätte kosten können – und am Ende wahrscheinlich sogar das Leben auf der Erde an sich gefährdet hätte.

Doch in einem beispiellosen Akt der Zusammenarbeit stellten sich die Vereinten Nationen dieser Bedrohung und konnten sie abwenden – ohne Ausreißer, ohne Blockierer, ohne faule Kompromisse.

Und dennoch ist diese Geschichte heute weitestgehend in Vergessenheit geraten.

»Ozonloch über dem Südpol beunruhigt Wissenschaftler« – New York Times, 1986

Dies ist die Geschichte des Ozonlochs.

Was können wir für den Kampf gegen die Klimakrise daraus lernen?

Wunderchemikalien revolutionieren die Welt

Wir leben in bequemen Zeiten: Nach dem Aufstehen sind es nur wenige Schritte in die Küche, in der diverse Apparate nur darauf warten, uns das Leben zu erleichtern. Einer davon ist ein ganz besonderer Schrank. Er erlaubt es uns, Lebensmittel über mehrere Tage oder gar Wochen hinweg zu lagern, und verhindert, dass Joghurt, Käse, Salat und Co. allzu schnell verderben.

Was für uns heute selbstverständlich ist, war vor gerade einmal 150 Jahren eine echte Sensation.1 1876 entwickelte der deutsche Ingenieur Carl von Linde das nach ihm benannte Linde-Verfahren,2 das den Grundstein für den modernen Kühlschrank legte.

Das Ganze hatte nur einen Haken: Diese Kühlschränke waren für ihre Nutzer:innen potenziell lebensgefährlich. Sie wurden mit Ammoniak betrieben, einem ätzenden und giftigen Gas, das sich durch die Wände des Geräts fressen konnte und obendrein für einen üblen Geruch sorgte.

Ein frühes Modell eines elektrisch betriebenen Kühlschranks.

Wikimedia commons (CC BY 4.0)

Das änderte sich erst in den 20er-Jahren, als neu entdeckte »Wunderchemikalien« die industrielle Produktion vieler Güter revolutionierten. Ihr Name: Fluorchlorkohlenwasserstoffe. Oder wesentlich einfacher: FCKW.

FCKW veränderten das Leben von Millionen von Menschen zum Besseren – und zwar nicht nur jenes von Kühlschrank-Nutzer:innen, die nicht mehr fürchten mussten, sich zu vergiften oder bei einer Explosion selbst kaltgemacht zu werden. Auch in der Industrie herrschte Partystimmung angesichts der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der geruchlosen, ungefährlichen und leicht zu verarbeitenden FCKW.

Egal ob als Treibgas in Flaschen für Haarspray, Deo und Farben, in der Produktion von Plastik, als Wasch-, Reinigungs- oder Lösungsmittel, als Pestizide, Feuerlöscher, Kosmetik oder als Kühlmittel in anderen Geräten wie etwa Klimaanlagen: FCKW boomten in den folgenden Jahrzehnten – und waren bald überall. Auch dort, wohin sie besser nicht gelangen sollten.

Erste Zweifel

Als einer der ersten Wissenschaftler:innen sorgte der niederländische Meteorologe und Atmosphärenchemiker Paul Crutzen dafür, dass die Partystimmung allmählich abzukühlen begann. Im Jahr 1970 wies der spätere Nobelpreisträger erstmalig nach, dass gewisse Gase langlebig genug sind, um bis zu 30 Kilometer hoch in die Stratosphäre aufzusteigen. Dort können sie bestimmte chemische Prozesse anstoßen und die stratosphärische Ozonschicht beeinflussen.

Was zunächst wie eine unangenehme Vorahnung daherkam, wurde wenig später durch Mario Molina und Frank Sherwood Rowland konkretisiert: 1974 erschien ein Artikel der beiden Chemiker in der Zeitschrift Nature, in dem sie erstmals zeigten, dass FCKW Chloratome in die Atmosphäre freisetzen, wenn sie durch Sonnenlicht zersetzt werden. Diese Chloratome reagieren dann mit Ozon, zerlegen es in Sauerstoffatome und bauen so Stück für Stück die Ozonschicht ab.

Das Paper von Molina und Rowland war das erste, das den Zusammenhang zwischen FCKW und Ozonabbau aufzeigte, und löste immense Besorgnis über die möglichen Auswirkungen dieser Chemikalien auf die Erdatmosphäre aus.

Doch die Chemieindustrie hielt dagegen und zweifelte die geschäftsschädigenden Erkenntnisse an, wie sich Molina 2015 im Interview mit dem ehemaligen US-Präsidentschaftskandidaten und Klimaaktivisten Al Gore erinnert: »Die Industrie behauptete, dass das reine Spekulation sei. Wir werden die Herstellung unserer Chemikalien nicht einstellen, nur aufgrund einer Theorie.«

Auch in der Wissenschaft war ihre Forschung zunächst umstritten, denn vorherige Prognosen gingen davon aus, dass der Ozonabbau durch die FCKW sehr gering sein würde und erst in Jahrhunderten ein Thema werden könnte. Doch Molina und Rowland machten trotz Gegenwind weiter – obwohl sie bald keine neue Finanzierung mehr für ihre Forschung erhielten und Rowland nicht mehr zu Fachkonferenzen eingeladen wurde.

Es vergingen 10 weitere Jahre, bis der Weltgemeinschaft bewusst wurde, wie ernst die Lage ist.

1995 wurden Paul Crutzen, Mario Molina und Frank Sherwood Rowland mit dem Nobelpreis für Chemie ausgezeichnet.

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Wie FCKW das Leben auf der Erde bedrohen

Wir schreiben das Jahr 1985. Der britische Geophysiker Joseph Farman prüft Messdaten, die die Ozonkonzentration über der Arktis festhalten – und traut seinen Augen nicht. Die Zahlen sind katastrophal: Innerhalb nur eines Jahrzehnts scheint die Ozonschicht um 40% zurückgegangen zu sein.

Das konnte nicht sein. Die Werte sind derart hoch, dass Farman zunächst von einem technischen Fehler in einer veralteten Messstation ausgeht. Also gleicht er sie mit Messungen von Satelliten der NASA ab. Und ist erleichtert: Deren Daten bestätigen die Messwerte nicht.

»Das Weltklima gerät aus den Fugen« – Der Spiegel, 1986

Erst als aufgrund des vermeintlichen Defekts ein neues, modernes Messgerät aufgestellt wird, erhärten sich die Befürchtungen Farmans: Seine Werte sind korrekt, das deutlich zu erkennende Ozonloch über der Arktis von der Größe Nordamerikas ist gigantisch. Die NASA hatte zuvor ihre eigenen Messungen ignoriert – zu drastisch waren die Werte, es musste sich um einen technischen Fehler handeln.

Als Farman seine Erkenntnisse im Mai 1985 publiziert, erkennt die Weltöffentlichkeit endlich den Ernst der Lage. Würde das Ozonloch derart rasant weiterwachsen, würde die Erde mit hoher Wahrscheinlichkeit innerhalb weniger Jahrzehnte unbewohnbar werden. Denn die Ozonschicht ist überlebenswichtig für alles Leben auf der Erde: Sie fungiert als eine Art Schutzschild in der Erdatmosphäre und schützt vor schädlicher ultravioletter Strahlung der Sonne.

Wird dieses UV-Schild löchrig, kann die Strahlung das Erbgut schädigen und zu Hautkrebs, grauem Star und anderen Gesundheitsproblemen bei Menschen und Tieren führen. Auch Nutzpflanzen und Phytoplankton, die für die marine Nahrungskette und das Gesamtgleichgewicht des Ökosystems der Erde wichtig sind, würden erheblichen Schaden nehmen.

Eine Sternstunde der internationalen Zusammenarbeit: das Montrealer Protokoll

Alarmiert von der Gefahr eines potenziellen Weltuntergangs kommt es zu hektischem Treiben in der Weltöffentlichkeit. Bereits 2 Jahre später, im Jahr 1987, kommen 24 Industrienationen in Kanada zusammen, auf die der Löwenanteil der bisherigen FCKW-Produktion zurückgeht, und unterzeichnen das Montrealer Protokoll.3 Das Ziel: die Ozonschicht schützen, indem die Produktion und der Verbrauch der schädlichen Stoffe reduziert werden.

Zu den wichtigsten Bestimmungen des Montrealer Protokolls gehören:

  1. Ausstieg aus Produktion und Verbrauch von FCKW und anderen ozonabbauenden Stoffen.
  2. Einrichtung eines Systems zur Überwachung der Produktion und des Verbrauchs von ozonabbauenden Stoffen, um die Einhaltung des Abkommens sicherzustellen.
  3. Bereitstellung von technischer Hilfe und Finanzierung, um Entwicklungsländern bei der Einhaltung des Vertrags zu helfen.
  4. Entwicklung von Forschungsprogrammen zur Überwachung des Zustands der Ozonschicht.

Dass eine derart weitreichende Vereinbarung nach Jahren der Stagnation so schnell zustande kommen konnte, ist auf verschiedene Faktoren zurückzuführen. Eine Schlüsselrolle spielte zweifelsohne die individuelle Führungsstärke und Entschlossenheit einiger Politiker:innen dieser Zeit. Besonders verdient machte sich die damalige britische Premierministerin Margaret Thatcher, die vor allem für neoliberale Wirtschaftspolitik und konfrontative Außenpolitik bekannt ist.

In einer Rede vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Jahr 1989 untermauerte Thatcher, wie dringlich der Schutz der Ozonschicht sei und dass starke internationale Zusammenarbeit nötig sei, um das Problem anzugehen. Sie sagte:

Die uns vorgelegten Beweise deuten darauf hin, dass die Ozonschicht durch menschliches Handeln abgebaut wird. Die möglichen Folgen davon sind äußerst katastrophal. Alles, was das Überleben dieser Schicht bedroht, bedroht das Überleben des Lebens auf der Erde. Es ist noch nicht zu spät, und wir haben einen klaren Kurs vor uns. Wir müssen den gemeinsamen Willen haben, dieses Problem gemeinsam anzugehen und zu meistern. – Margaret Thatcher, 1989

Neben diesem klaren politischen Willen ist die Bereitschaft der reichen, industrialisierten Staaten zu unterstreichen, ihre historische Verantwortung wahrzunehmen und ärmeren Ländern klare Zugeständnisse zu machen. Letztere fingen nämlich gerade erst an, die günstigen und nützlichen FCKW im großen Stil zu produzieren, während die reichen Länder bereits Jahrzehnte davon profitiert und die meisten Emissionen verursacht hatten.

Daher wurde den ärmeren Ländern nicht nur finanzielle Hilfen zugesagt, sondern auch Know-how, um ohne FCKW begehrte Konsumgüter wie Kühlschränke, Klimaanlagen, Spraydosen und vieles mehr herstellen zu können. Zudem erhielten sie 10 Jahre mehr Zeit, um die Produktion FCKW-frei umzustellen.

Kurz: Das Protokoll ist fair konstruiert – und zwar für alle Beteiligten. In den Folgejahren ratifizierten nach und nach alle 197 UN-Mitgliedstaaten den Fahrplan zur Rettung der Ozonschicht. Das Montrealer Protokoll ist ein historischer Erfolg der internationalen Kooperation, der bisher noch seinesgleichen sucht.

Das Ozonloch schließt sich: Ende gut, alles gut?

Heute, 35 Jahre nach der Verabschiedung des Montrealer Protokolls, können wir die Früchte der Bemühungen ernten: In den 1990er- und 2000er-Jahren ist die Produktion und der Einsatz von FCKW wie geplant nach und nach zum Erliegen gekommen. Im Jahr 2010, dem Ende der verlängerten Frist für die Entwicklungsländer, waren schließlich 98% der festgelegten Chemikalien nicht mehr im Umlauf.

Seit der Unterzeichnung wurde das Protokoll zudem immer wieder auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse angepasst. Teils kamen weitere Beschränkungen für Chemikalien hinzu, die zwischenzeitlich genutzt wurden, um FCKW zu ersetzen, und sich als klimaschädlich erwiesen haben. Sogenannte teilhalogenierte Fluorkohlenwasserstoffe (HFKW) etwa, die als Treibhausgas bis zu 2.000-mal stärker wirken als CO2 und daher seit 2016 nur noch sehr eingeschränkt eingesetzt werden können. Auf diese Weise schützt das Montrealer Protokoll nicht nur die Ozonschicht, sondern am Ende auch das Klima.

»Ozonloch könnte sich bis 2066 schließen« – Tagesschau, 2023

Verschwunden ist das Ozonloch jedoch noch lange nicht: Da die bereits ausgestoßenen Gase sehr langlebig sind, sorgen sie noch heute für Kettenreaktionen in der Stratosphäre, die Ozonmoleküle zerstören. Doch bereits im Jahr 2005 kam es zu einer Trendumkehr. Von diesem Zeitpunkt an wuchs das Loch nicht mehr weiter. Anfang 2023 kam dann die Nachricht, die weltweit für Schlagzeilen sorgte: Die zuständigen UN-Expert:innen zeigen sich zuversichtlich, dass der Trend von Dauer ist. Bis 2045 soll sich dem jüngsten Bericht zufolge die Ozonschicht über der Arktis erholt haben, rund 20 Jahre später dann auch die über der Antarktis.

Vom Kampf gegen das Ozonloch lernen, heißt für die Klimakrise lernen

Auf den ersten Blick sind die Parallelen zwischen dem Kampf gegen das Ozonloch und dem gegen die Klimakrise frappierend: Die Menschheit stößt – zunächst unwissentlich – bestimmte Gase aus, die das Leben auf der Erde bedrohen. Daher gilt es, die Emissionen schnellstmöglich abzustellen. Was damals die FCKW waren, bedroht uns heute in Gestalt von Treibhausgasen wie CO2 oder Methan.

Doch es gibt auch klare Unterschiede: FCKW waren zwar weltweit verbreitet und in der Industrie beliebt, aber am Ende des Tages im Vergleich zu Treibhausgasen relativ leicht zu ersetzen. CO2 dagegen fällt nahezu überall an: Bei der täglichen Autofahrt zur Arbeit, bei der Herstellung und dem Transport unserer Konsumgüter und beim Anbau unserer Lebensmittel.

Wollen wir die Treibhausgase loswerden, betrifft das also den Alltag von uns allen, während die meisten Verbraucher:innen die Folgen des Ausstiegs aus den FCKW wenn überhaupt nur als Randnotiz wahrnahmen.

Das allein ist jedoch kein Grund, die Erfolgsgeschichte zur Rettung der Ozonschicht als nette Anekdote den Geschichtsbüchern zu überlassen. Ganz im Gegenteil lassen sich daraus eine Vielzahl von Erkenntnissen gewinnen, die helfen können, es ein weiteres Mal zu schaffen und den Karren aus dem Dreck zu ziehen.

Da sind zunächst einmal die internationalen Vereinbarungen, die bereits existieren und zum Ziel haben, die Klimakrise auszubremsen, allen voran das Kyoto-Protokoll4 und natürlich das Pariser Klimaabkommen.

Die wohl größten Probleme werden deutlich, wenn die Fortschritte am Montrealer Protokoll gemessen werden: Weder sind die in den bisherigen Klimaabkommen festgeschriebenen Ziele verbindlich, noch sind sie bisher von allen Ländern anerkannt. Dabei könnten die Klimaabkommen ungemein an internationaler Akzeptanz gewinnen, wenn sich die reichen Länder des Globalen Nordens im Sinne des Verursacherprinzips auch hier ihrer historischen Verantwortung stellen würden. Schließlich haben diese – sprich: wir – unseren Wohlstand von heute auf dem ungezügelten Ausstoß von Treibhausgasen aufgebaut.

Die Umweltherausforderung, mit der die ganze Welt konfrontiert ist, verlangt von der ganzen Welt eine entsprechende Antwort. Jedes Land wird betroffen sein und niemand kann sich dagegen entscheiden. Die industrialisierten Länder müssen mehr beitragen, um denen zu helfen, die es nicht sind. – Margaret Thatcher

Dieses Zitat bringt es auf den Punkt – es stammt nicht aus heutiger Zeit, sondern aus der oben angesprochenen Rede Margaret Thatchers vor der UN aus dem Jahr 1989.

Heute wird hart um jede Milliarde im Ausgleichsfonds für die Länder des Globalen Südens gerungen. Zuletzt ging es um Ausgleichszahlungen für arme Länder, die am härtesten von der Klimakrise betroffen sind (»loss and damage«). Doch auch hier gibt es Fortschritte.

Um die für weitere Schritte nötige öffentliche Akzeptanz zu erlangen, hält die Geschichte des Ozonlochs die möglicherweise wichtigste Lehre bereit: eine dem Ernst der Lage angemessene Krisenkommunikation.

Wer hat Angst vor 1,5 Grad?

Versetzen wir uns noch einmal für einen Moment in die 80er-Jahre. Damals war durch die gewählte Sprache schnell für jede:n klar, was auf dem Spiel steht: Häufig war die Rede vom »ozone shield«, also Ozonschild, der uns gleich einem Ritter im Kampf vor Schaden bewahrt.

Dieser Schild lief nun also Gefahr, durch ein »Ozonloch« unbrauchbar zu werden – klar also, dass man das Loch stopfen und den Schild reparieren musste, oder? Dass es sich, wenn man es genau nimmt, gar nicht um ein Loch, sondern um eine stark verringerte Dichte von Ozon in einer bestimmten Region handelte, war in diesem Moment zweitrangig.

Statt über UV-B-Licht (Was soll schon an Licht gefährlich sein?) sprach man indes über »UV-B-Strahlung«, ein Begriff, der besonders im Kalten Krieg und kurz nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl seine Wirkung nicht verfehlte. Erst recht nicht, als man den Fokus der Berichterstattung auf die drastisch steigende Gefahr für Hautkrebs setzte.

In Sachen verständlicher Krisenkommunikation können wir viel vom Kampf gegen das Ozonloch lernen.

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Frauke Berger

Vergleichen wir die Krisenkommunikation rund um »Erderwärmung« und »Klimawandel«. Ein Wandel, der durch ein »paar Grad« dafür sorgt, dass es wärmer wird? Klingt doch eigentlich ganz angenehm!

Wer könnte schon etwas gegen ein paar Grad mehr haben? Ist ohnehin oft so kühl in unseren Breitengraden. Und selbst wenn es den einen oder anderen Waldbrand oder eine Überschwemmung mehr gibt – das kommt ja unterm Strich selten vor und betrifft uns meist auch nicht direkt. Manchmal schneit es sogar!

Aber wir können das ja alles erklären, Wetter ist nicht Klima, hier einige Diagramme und Graphen. Und dann ist da noch das ziemlich abstrakte 1,5-Grad-Ziel;5 und so weiter und so fort. Es gehört schon einiges an freier Zeit und Frustrationstoleranz dazu, um sich in seiner Freizeit mit der komplexen und unbequemen Wahrheit zu befassen – und sich damit den hart verdienten Feierabend zu versauen.

Fazit: Zu viel Interpretationsspielraum, zu vage, zu technisch – im Vergleich zum Ozonloch wird schnell klar, was in dieser Kommunikation lange schieflief und noch immer schiefläuft.

Die Instrumente sind da, wir müssen sie nur nutzen

Doch auch in Sachen Krisenkommunikation tut sich etwas. Das wird deutlich, wenn etwa Greta Thunberg davon spricht, dass »unser Haus in Flammen steht«. In den Medien ist zunehmend die Rede von »Klimakrise« statt »Klimawandel«, und auch der UN-Generalsekretär António Guterres wurde zuletzt immer deutlicher in seiner Rhetorik:

Wir sind mit dem Fuß auf dem Gaspedal auf einem Highway in die Klimahölle. […] Ein Fenster der Gelegenheit bleibt offen, aber nur ein schmaler Lichtschacht bleibt. Der globale Kampf um das Klima wird in diesem entscheidenden Jahrzehnt gewonnen oder verloren – unter unserer Aufsicht. Eines ist sicher: Wer aufgibt, wird mit Sicherheit verlieren. – UN-Generalsekretär António Guterres auf der Weltklimakonferenz COP27, 2022

Doch da ist noch mehr: Auch die Alternativen zum Ausstoß von Treibhausgasen sind längst da – und sie werden immer besser. Energie aus Sonne und Wind sind effizient und günstig wie nie. Niemand muss heute mehr für Geschäftsreisen um die Welt jetten. Und Autos sind in Großstädten (theoretisch) längst überflüssig.

Woran es uns noch fehlt, ist klarer politische Wille, mehr gesellschaftliche Akzeptanz durch nachvollziehbare und dem Ernst der Lage angemessene Kommunikation und eine faire Verteilung der Investitionskosten.

Die Geschichte des Kampfes gegen das Ozonloch ist eine Geschichte des Gelingens. Eine Geschichte der Hoffnung. Und eine, die beweist, dass wir es noch einmal schaffen können.

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